Pferdezucht

Unausgewogene oder falsche Fütterung von Stute und Fohlen während der Aufzucht kann zu Fehlentwicklung führen, die sich teilweise erst im Erwachsenenalter bemerkbar machen.

Und es werde Licht

Normalerweise sind Pferde sogenannte „long day breeders“. Das bedeutet, dass die Paarungszeit durch zunehmende Tageslichtlänge beeinflusst wird. Diese Saisonalität hat ihren Ursprung in der Entwicklungsgeschichte des Pferdes und beruht darauf, sich nur dann fortzupflanzen, wenn die Überlebenschancen für den Nachwuchs wie Umgebungstemperatur, Nahrungsangebot und Wasserverfügbarkeit am größten sind.

Der vermehrte Lichteinfall in die Pupille wird vom Gehirn mit einer steigernden Melatoninsekretion beantwortet, was zu einer Freisetzung des Hormons GnRH aus dem Hypothalamus führt. Dieses Hormon aktiviert durch die Anregung der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) zur Hormonproduktion (FSH und LH) die Geschlechtsdrüsen und regt sie zu einer gesteigerten Aktivität an. Bei der Stute setzen von nun an monatliche Zyklen ein, während deren 22-tägiger Dauer eine Eizelle heranreift und in der 5-7-tägigen Rosse für eine mögliche Befruchtung vorbereitet wird. Kommt es zu einer Befruchtung der Eizelle, beginnt für die Stute eine bis zu 340 Tage andauernde Tragezeit.

Das (Vitamin) A und O

Jede Stute sollte auf den Bedeckungs- und Abfohltermin durch gezielte, bedarfsgerechte Fütterung und Supplementierung vorbereitet werden, da Unterversorgungen zu Fruchtbarkeitsstörungen und Zuchtverlusten führen können. Ein zentraler Nährstofffaktor für Zuchtstuten und –hengste ist ß-Carotin, das vom Organismus als Provitamin zur Vitamin-A-Produktion genutzt werden kann. 1 mg ß-Carotin wird dabei zu 400 IE Vitamin A umgewandelt. ß-Carotin hat zusätzlich eigene essentielle Funktionen im Fruchtbarkeitsgeschehen bei Stute und Hengst. Es ist direkt assoziiert mit der Produktion des Hormons Progesteron, das für die Deckleistung und Spermaqualität beim Hengst ebenso wichtig ist wie bei der Stute für nahezu alle Phasen der Reproduktion. ß-Carotin unterstützt Follikelreifung und Rosse und spielt eine wichtige Rolle bei der Konzeption und Nidation des Embryos.

Leider fallen in unseren Breiten Bedeckungs- und Abfohltermin in eine Zeit, zu der das Pferd nicht auf natürliche ß-Carotin-Lieferanten (frisches Grünfutter) zugreifen kann. Heu oder Silage besitzen hingegen nur noch einen geringen und zudem schwankenden Gehalt an ß-Carotin. Somit ist eine Supplementierung von täglich 500 mg ß-Carotin pro Pferd zur Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung unbedingt nötig.

Zudem werden Spurenelemente wie u.a. Eisen und Kupfer zum größten Teil im 10. und 11. Trächtigkeitsmonat in den Fötus eingelagert, dort in der Leber gespeichert und nach der Geburt für die Blutbildung benötigt, also rasch verbraucht. Eine Unterversorgung mit diesen und anderen essentiellen Spurenelementen während und nach der Trächtigkeit kann insbesondere bei zu früh geborenen Fohlen zu Gliedmaßenveränderungen führen. Daher sollten neben Eisen und Kupfer auch Zink und Vitamin A spätestens in den letzten vier Wochen der Trächtigkeit (mit Anschwellen des Euters) zugefüttert werden.

Der schönste Moment

Der Geburtsvorgang ist sowohl für die Stute als auch für das Fohlen ein enormer Kraftakt. Die Geburt verläuft in 3 Phasen:

  • Wehenphase: Der Geburtskanal weitet sich und die Stute bekommt starke Wehen, die das Austreiben des Fohlens aus der Gebärmutter ankündigen. In dieser Phase ist die Stute meist sehr unruhig, schwitzt, legt sich immer wieder hin und schaut sich nach ihrem Bauch um.
  • Austreibungsphase: Nach dem Platzen der Fruchtblase wird das Fohlen mit Presswehen durch den Geburtskanal geschoben und vollständig ausgetrieben. Diese Phase dauert in der Regel bis zu 40 Minuten. Nachdem das Fohlen da ist, reißt die Nabelschnur in der Regel, sobald die Stute aufsteht, um das Fohlen durch lecken von den Eihüllen zu befreien und so die Atemwege des Fohlens freizumachen.
  • Nachgeburtsphase: Nach maximal zwei Stunden sollte die Nachgeburt, welche aus der Plazenta besteht, komplett abgegangen sein. Diese muss unbedingt auf Vollständigkeit überprüft werden, da die Stute selbst beim Zurückbleiben von nur kleinen Anteilen eine Gebärmutterentzündung entwickeln kann, die eine Geburtshufrehe nach sich ziehen kann.

Die ersten Schritte ins neue Leben

Nachdem das Fohlen auf der Welt ist und alle Vitalparameter stimmig sind, sollte es spätestens 2 Stunden nach der Geburt die lebenswichtige Biestmilch (Kolostrum) aufnehmen, die mit Antikörpern der Mutter angereichert ist (maternale Antikörper), welche das Fohlen vor lebensbedrohlichen Infektionen schützen. Die ersten Lebenstage stellen eine kritische Phase für jedes Fohlen dar, in der für eine optimale Versorgung mit essentiellen Spuren- und Mengenelementen die Muttermilch alleine oft nicht ausreicht. So haben frühgeborene Fohlen einen erheblichen Zusatzbedarf an Eisen, da erst im letzten Trächtigkeitsmonat 50 % des Eisenvorrates im Fötus (2 mg Eisen je kg KM / Tag) eingelagert werden. Saugfohlen erhalten zudem über die Stutenmilch nur 10 % ihres tatsächlichen Eisenbedarfs. Zudem kann ein hoher Gehalt an ß-Carotin und Vitamin A in der Milch der Stute das Fohlen vor erhöhter Anfälligkeit gegen Aufzucht- und Infektionskrankheiten schützen. Eine Ergänzung dieser bereits in der Trächtigkeit essentiellen Nährstoffe ist auch nach der Geburt sowohl für Stute als auch für das Fohlen unerlässlich. Daher sollte insbesondere bei Frühgeburten und Fohlen, die in den Wintermonaten auf die Welt kommen, eine Supplementierung von Beginn an Pflicht sein.

Der Grundstein für eine gesunde Entwicklung des Fohlens wird durch die richtige Ernährung besonders im ersten Lebensjahr gelegt

Unausgewogene oder falsche Fütterung von Stute und Fohlen während der Aufzucht kann zu Fehlentwicklung führen, die sich teilweise erst im Erwachsenenalter bemerkbar machen. Neben der wertvollen Stutenmilch, deren Qualität maßgeblich durch die Fütterung während Trächtigkeit und Laktation beeinflusst wird, ist das Fohlen auf die intensive Zufuhr wichtiger Nährstoffe angewiesen. Besonders während der Stallperiode weisen viele Fohlen aufgrund des Fehlens von Weide und Sonnenlicht eine Unterversorgung mit wichtigen Mineralstoffen und Spurenelementen auf. Für eine geregelte Entwicklung von Skelett und Bewegungsapparat sowie zur Stärkung der Abwehr sind Neugeborene und Saugfohlen somit zusätzlich auf hoch verfügbare Spurenelemente und Vitamine als Basisversorgung angewiesen. Besonders die Spurenelemente Eisen, Kupfer, Zink und Selen sind entscheidend für Blutbildung, Knochenwachstum, Muskelentwicklung sowie das Immunsystem. Zudem ist die Versorgung mit den Vitaminen A und D3 in den Wintermonaten essentiell für die Wachstumsprozesse sämtlicher Körperzellen und eine gesunde Mineralisierung der Skelettknochen.